Ich empfinde für gewöhnlich eine tiefe innere Zuneigung zu Mischpulten, ich mag sie weil wenn sie gut gebaut sind und von findigen Köpfen entworfen ein Eigenleben entwickeln und auf eine selbstsändige Art wissen wie Musik gut klingen muss. Weil es schön ist wenn man bei der Ergonomie der Oberfläche im Dunkeln automatisch an die richtigen Stellen fasst und auch unter hohem Druck sofort souverän sich zurechtfindet. Wenn die Regler an den richtigen Stellen das zu erwartende Ergebnis bringen. Man hat dann ein bischen so das Gefühl wie wenn man sich mit einem Menschen sehr gut versteht, wenn man automatisch das Gespräch fortführt. Gestern hingegen habe ich es mit einer wirklich armseligen Spezies zu tun gehabt: Ein Mischpult in das alles eingebaut ist ausser eine Kaffeemaschine, also sozusagen ein Handymikrowellenherdfaxmaschine. Leider hatte das arme Ding durch diese Überfrachtung mit technischen Möglichkeiten überhaupt keine Möglichkeit seine emotionale Seite zu entwickeln, ausserdem waren auf seiner Oberfläche nicht genug Platz um alle dieser tausenden Funktionen zu stimulieren, deswegen musste vieles mit den gleichen Knöpfchen bedient werden, die man dann Mithilfe von Tipptastern in ihrer Funktion umschalten konnte. Die findigen Entwickler zielen eine Käuferschicht an die sich sehr stark an Marketingargumenten orientiert, und eines dieser Marketingargumente ist hohe Flexibilität. Man kann also dieses arme Stück missglückter Technik auf jede erdenkliche Art konfigurieren, ein bischen so wie einen PC. Man kann dann verschiedene Steckkarten kaufen, die dann die Möglichkeiten zusätzlich erweitern.
Das ist zwar alles schön und nett wenn man ein Mischpult mit einem PC vergleicht, aber meiner Meinung nach ist ein Pult eher mit einem Sportwagen zu vergleichen: Man braucht von links nach rechts: Kupplung, Bremse, Gas, oben Lichtschalter, Blinker, Lenkrad, Scheibenwischer und die Lüftung falls die Scheibe beschlägt, Aschenbecher. Im besten Fall noch einen guten Beifahrer. Es besteht absolut kein Bedarf die Bremse mit der Kupplung zu vertauschen, nein, eher das Gegenteil: Eine absolut freie Konfigurierbarkeit würde im Ernstfall sogar zu einer extremen Gefährdung führen. Stellt euch eine Liveshow vor wie eine Fahrt auf der Autobahn mit Tempo 180 aufwärts. Wenn alles gut geht fährt die Karre auf einer trockenen Fahrbahn und ansonsten ist fast keiner Unterwegs. Manchmal allerdings ist der Verkehr etwas dichter, es nieselt, Spurrillen sind in der Fahrbahn, und Seitenwinde packen einen auf Brücken. Und jetzt stellt euch vor jemand hat eure Kupplung mit der Bremse vertauscht und ihr wollt Kuppeln um in den sechsten Gang zu schalten, stattdessen tretet ihr auf mit vollem Elan in die Bremse.....
Eigentlich tat mir das Pult in seiner Hässlichkeit schon fast leid, und ich war eher sauer auf die Leute die so etwas entwickeln aber am schlimmsten sind die die so etwas anschaffen. Denn durch die extrem erschwerte Bedienbarkeit leidet einfach die Qualität der Musik, denn wo man bei vielleicht hier und da noch was gedreht hätte um die Show etwas interessanter oder den Sound noch etwas besser zu machen, da lassen es viele Kollegen wahrscheinlich auch bleiben, und die Konzerte in dem Club sind nicht so gut wie sie eigentlich sein könnten.
Euer heute aber trotzdem glücklicher und sehr ausgeglichen und zuversichtlicher
JDawg
Montag, 12. März 2007
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1 Kommentar:
...aber schicke shorts hatteste an ; )
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