Die Sache läuft gut an, in Koblenz stellt sich mir ein sehr freundlicher und hochmotivierten Pa Techniker vor. Woran ich erkennen kann dass er höher motiviert war als normal zu erwarten ist? Er hatte ein komplettes Rack, das ist eine Art Kiste deren Maße genormt sind um technisches Equipment das wir benutzen darin zu transportieren, ausgestattet mit hübschen Sächelchen, mitgebracht, außerdem ein Pärchen Kondensatormikrofone die auf dem technischen Arider gewünscht sind aber eindeutig über dem Niveau des Clubs liegen. In unserer Branche gibt es ein unangenehmes Phänomen welches man vielleicht als das " wer zahlst mir?" Phänomen bezeichnet werden kann. Dabei handelt es sich Techniker die meistens nicht wirklich herausragend gut sind, aber permanent denken zu wenig Geld für zuviel Leistung zu bekommen. Was diesen Jungs auf Dauer aber meistens passiert ist das dadurch dass sie permanent versuchen die eigene Leistung exakt an oder unter ihrem Lohnniveau zu halten kein Auftraggeber mehr von ihrer Arbeit wirklich begeistert ist und deswegen bekommen sie unbefriedigerende Jobs auf stadtfesten und bei Coverbands, was wiederum dazu führt dass sie noch unmotivierter noch mehr zeit damit verbringen noch öfter danach zu fragen wer dass den eigentlich alles zahlt, wodurch sie, um ihren bereits beträchtlichen Prestige und Einkommensverlust wieder zu kompensieren noch mehr zeit auf undankbaren Baustellen ( so nennt der entfremdete Tontechniker ein Konzert oder eine Venue in der er arbeitet, um zusätzlich zu betonen dass seine emotionale Verbundenheit nicht käuflich ist) verbringen. Das führt letztendlich in einen Hexenkreis aus dem permanenten Gefühl zu wenig zu verdienen und dem zunehmenden entkoppeln der eigenen Leistung von einem als befriedigend empfundenen Ergebnis. Außerdem wird die eigene Leistung zunehmend schlechter weil persönliche Fortbildung und so weiter natürlich auch "keiner zahlt". Da solches verhalten auch meistens negative Einwirkungen auf die eigene Psyche hat ist es nicht besonders spaßig mit solchen Leuten zusammenzuarbeiten, zumal es sich in der Praxis meist auch noch zeigt dass die menge der Fehler in Routinearbeiten wie Verkabelung bei einer solchen Gesinnung meist zusätzlich erheblich hoch ist. Warum genau das so ist kann ich nicht sagen aber es scheint wohl durch die innere Sperrhaltung zu erhöhter Nachlässigkeit zu kommen. Das wäre auf jedenfalls mal ein Thema für einen Arbeitswissenschaftler. Also ich fasse noch mal zusammen: es gibt Leute, die erklären sich bereit einen job für eine bestimmte Vergütung zu erledigen und erwarten dann auch für jede zusätzliche Anforderung zusätzliche Vergütung. Da sie aber auch bei geringerer tatsächlicher Belastung nicht einen teil ihres Verdienstes zurückgeben würden, bezahlt natürlich auch keiner für unvorhergesehene zusätzliche arbeit. Sie selbst sehen sich aber permanent in einer art Opferrolle und machen es deshalb auch noch allen anderen schwer die mit ihnen arbeiten müssen.
Dann gibt es die die einen job annehmen und dann mit vollem Einsatz und unter Einbringung all ihrer Kräfte versuchen die Sache zu ende zu bringen auch wenn sie vielleicht mal wesentlich mehr erfordert als zuerst angenommen. Meist führt das ganze dazu dass sie eine gute Position gegenüber ihren Auftraggebern habe und auch dinge verlangen können wie schöneres Equipment, besseres essen, freunde auf die Gästeliste setzen und so weiter. Dadurch sind sie zufriedener, besser anerkannt und werden auch noch besser in ihrem job. Irgendwann gibt's dann komischerweise auch meistens automatisch mehr Geld, wer hätte das gedacht. Oder ein anderer Auftraggeber wirbt sie ab weil er das potenzial schätzen kann. Auch gut.
Arne der junge Mann gestern jedenfalls war einer der letztern.
Nach außen hin sofort ersichtlich war das daran dass das Equipment in dem Club teilweise eine stufe über dem zu erwartenden Niveau lag, das erreicht er dadurch dass er dem Besitzer oft Sachen aus seinem persönlichen Arsenal zur Verfügung stellt und dafür im Gegenzug auch mal verlangt dass ein Mischpult eine Qualitätsstufe höher angeschafft wird. Und darauf geht der Besitzer eben auch ein weil es ihm das leben leichter macht. Arne bekommt außerdem gutes essen und Getränke an der bar ohne dass er Lächerlichkeiten wie Bons oder Kontingente einhalten muss. Deswegen fühlt er sich wohl wenn mal seine Freundin vorbeikommt wenn er arbeiten muss und er ihr ein Bier spendieren kann.
Samstag, 3. März 2007
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