Mittwoch, 14. März 2007

Nürnberg, elfter Tortag.

Ich schätze manchmal im Leben geht es jedem mal so dass man zu einer Party oder Feier eingeladen wird wo man schon beim aussprechen der Einladung das Gefühl hat dass man nur ungern eingeladen wird. Wenn man dann hingeht bestärkt sich schon das Gefühl bei der etwas reservierten Begrüssung des Gastgebers und wenn man dann in den Raum tritt in dem ein paar gelangweilte Gäste am Boden sitzen und an Bier und Zigaretten nuckeln dann ist man sich plötzlich sicher das überall anders nur nicht hier gerade der bessere Ort wäre. Wir kommen also dahin und werden reserviert begrüsst, sofort mit der Ansage: „Ihr seid zu früh da“ garniert, dann rein in den Club, die Hübschen an der Bar begrüsst, reservierter Händedruck, sofortige Rechtfertigung, „Ihr seid zu früh da“. Der FoH (Da wo das Mischpult steht) Platz steht viel zu nahe an derBühne, und ich bitte darum ihn weiter hinter zu bauen, werde aber erstmal damit schulterzuckend abgespeist daß das Multicore ( ein Kabel dass die vielen Kabel von der Bühne in einem Kabel vereinigt und alle Signale zum Mischpult schickt) zu kurz ist. Ich sehe selbst nach und siehe da: Es sind noch locker 10 m auf der Rolle, also werde ich etwas deutlicher und höre auf „Bitte“ zu sagen. Mit einem Ächzen und dem Lapidaren Kommentar: „Wenn du meinst“ wird dann endlich mal angefangen zu Arbeiten. Es ereignen sich im laufe des Tages noch eine Menge kleine Dinge die einem einfach das Gefühl geben man ist hier nicht erwünscht. Ich wollte jetzt minutiös aufzählen wie das so gelaufen ist aber mich macht das irgendwie krank, und deswegen lass ich es einfach. If you have nothing nice to say, then don´t say nothing.


Deswegen noch eine positive Sache aus Nürnberg: Ich war nachher noch mit Sara und Jenny weg, und zwar im Willich, und da die zu gemacht haben und uns nur noch ein paar Bier zum mitnehmen verkauft haben und die beiden Mädels noch in Feierlaune waren haben sie vorgeschlagen dass wir noch ins Untergrund gehen... Da war ich natürlich dabei, obwohl im Laufe der Unterhaltung immer mal wieder die Worte „Fernwärme“ und „Kerzen“ auftauchten. Ich dachte mir nichts böses bis wir vor einem Gitter in der Strasse standen dass dann mit vereinten Kräften aus dem Boden gebelt wurde. Ich bekam fast einen Herzinfarkt. Ich sollte also um 3 in der Nacht in Nürnberg an irgendeiner gottverlassenen Strassenecke in die Kanalisation klettern? Fünf Minuten später war ich auf der Eisenleiter hinab in die Fernwärmegedärme der Stadt, die mir gerade heute anscheinend nur ihre unfreundlichsten Fratze zeigen wollte. Die ganze Sache ging dann recht feucht fröhlich zwischen Fernwärmerohren und Kerzen weiter, auch die Polizisten die uns dann später wieder aus dem Untergrund herausholten waren sehr freundlich und zuvorkommend. Und da hatte ich mich auch dann schon wieder mit Nürnberg versöhnt, unter anderem wegen der hübschesten Polizistin die ich in Jahren gesehen habe, der netten Gesellschaft von Jenny und Sara danach beim Proseccotrinken aus Tetrapacks, und dem wohlig warmen Gefühl von Fernwärmeleitungen in meiner Blutbahn.

Hättte am Morgen um 11 nicht ein Tschetnik mit voller Wucht gegen meine Hotelzimmertür gedonnert, dass ich das Gefühl hatte Winston Smith in 1984 zu sein, Nürnberg wäre vielleicht in guter Erinnerung geblieben.

Alles beste,
euer Jdawg

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