Montag, 5. Februar 2007

Mixing the Dawg way

Musik so wie ich sie empfinde, und meiner Erfahrung nach die meisten Menschen, setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen die sich wahrscheinlich aus evolutionären Gegebenheiten heraus entwickelt haben. Es gibt verschiedene Ur-empfindungen. Ich versuche mich mal an einer Auflistung die die für ein Rockkonzert relevanten Geräusche charakterisiert:
1. Donner, Erdbeben, und alle anderen tieffrequenten Geräusche die dem Menschen eine Mischung aus Furcht und Bewunderung hervorrufen. Furcht natürlich weil eine mögliche Bedrohung entsteht, Bewunderung weil für den Höhlenmenschen der den Mut hat sich der Bedrohung zu stellen möglicherweise ein Evolutionärer Vorteil entsteht, und außerdem weil es eher ein nicht greif- und ortbares Schallerlebnis ist. Frequenzen die sehr tief sind kann man aufgrund ihrer sehr langen Wellen schlecht räumlich zuordnen deswegen ist es immer etwas Raumgreifendes das einem durch seine Omnipotenz Respekt abverlangt.
Bei einer Rockshow ist das der Bass, man kann das sehr gut beobachten bei den kurzen Checks vor dem Konzert dass immer ein raunen durch die Menge geht wenn kurz der Bass vor sich hin dröhnt. Was ich also erreichen will ist ein Basssound der in etwa so klingt wie eine Corvette oder ein Schiffsdiesel, mit einem soliden satten Fundament und einem Art Ventilklingeln oben drauf. Sollte die Gedärme zum vibrieren bringen.

2. Das schlagen des Menschlichen Herzens: Hört und fühlt man die ersten neun Monate seines Lebens im Mutterbauch und ist wahrscheinlich das erste Geräusch das man wahrnimmt. Ein Kurzer harter Anschlag wenn das Herz aufgeregt ist mit einem tieffrequenten nachwummern. Da ich ja ein emotional aufregendes Erlebnis beim Zuschauer hervorrufen will orientiere ich mich eher an einem aufgeregtem Herzen, nicht an einem ruhig schlagendem. Also ein kurzer harter Schlag gegen das Brustbein und ein definiertes kurzes Nachbeben. Viele Tonleute nennen das Instrument welches es erzeugt Bassdrum, ich nenne es Kick. Das trifft besser was ich davon erwarte.

3. Das Prasseln von Feuer und das Knacken von Ästen. Verspricht erstmal Wärme, wenns so richtig brennt kommen auch noch Luftgeräusche und die Emfindung geht eher in Richtung Hitze. Das wären in unserem Fall verzerrte Gitarren und die Snare als knackender Ast. Wenn die Gitarren so richtig schieben sollen muss man assoziativ schon eher in Richtung Feuerwalze und krachende Baumstämme bei der Snare gehen.
Alles was dann noch so zischelt und pumpt und speit sind die Gasströmungen und sonstige Nebengeräusche die bei so einem knisternden und lodernden Feuer entstehen.

4. Die menschlich Stimme. In all ihren Varianten und Facetten eines der erstaunlichsten und komplexesten Soundkonzepte die die Evolution hervorgebracht hat und unser direktester Draht zu unseren wunderbaren Mitwesen. Deswegen reagiert das Gehör auch extrem empfindlich auf alle Variationen weil wir an Timbre, Ausdruck, feinsten Nuancen erkennen müssen ob unser gegenüber es ernst mit uns meint oder uns anlügt, uns liebt oder hasst, ob er tarurig, wütend oder zufrieden ist. Man erkennt sofort Autorität, Unterwürfigkeit, Aufgeschlossenheit, Verschlagenheit, Zuneigung und tausende andere Nuancen. Deswegen geht es in erster Linie darum den Sänger in allen seinen Nuancen möglichst direkt und nah abzubilden.

Das ist jetzt erstmal die philosophische Grundlage um überhaupt mal einen Ansatz zu finden und selbst zu bestimmen können was gut und schlecht klingt. Ausgehend davon ist man sich seiner Sache wesentlich sicherer und ist nicht darauf festgelegt was man so kennt oder was um einen herum gerade passiert. Wenn also alle Mixer bei einem Festival in eine bestimmte Richtung mischen, klanglich, kann ich mich erstmal in meine eigenen Urempfindungen zurückziehen und rekapitulieren wohin ich will. Das führt dazu dass die Emil Bulls zum Beispiel sehr Konsistent klingen egal zu welcher Show man geht. Es wird also nie passieren dass alle Bands vorher die Soundrichtung durch Gewöhnung vorgeben, da die technische Umsetzung abgelöst ist von veränderbaren Parametern wie Anpassung oder Vorgaben. Durch dieses Assiozative Herangehensweise trage ich sozusagen die erstrebenswerten Klangbilder immer mit mir herum, durch die tiefe Verankerung sind sie auch nicht so leicht zu verfälschen wie wenn man sich einfach nur irgendwas anhört und dann sagt: So will ich das haben! man hat also immer so ein art emotionalen Meterstab, ein Senkblei, einen Winkel und einen Zirkel bei sich.
Gleichzeitig kann man sicher sein dass der Mix immer eine hohe Emotionale Kompatibilität mit der Mehrheit der Zuschauern innehat. Würde man sich stärker auf angelernte und assoziative Soundmuster verlassen, würde ein Teil des Publikums, die sonst vielleicht eher Britpop hören nicht ihre gewohnten emotionalen Andockpunkte finden, und der Teil der sonst eher härteren Metal hört auch nicht. Es würde immer mehr zerfallen nach einer Jagd nach einzelschnittpunkten im Individuum und würde das Konzert zunehmend zu einer Punktuell auf einzelne Personen angepassten Angelegenheit machen. Da aber alle Zuhörer eine gemeinsame Emotionale Basis haben die angesprochen wird, verschmilzt das Publikum im Idealfall zu einer einheitlichen strahlenden Masse von Menschen die geeinigt sind durch ihr Bedürfnis gemeinsam zu fühlen. Das sollte dann so aussehen:



Das war erst der Anfang, stay tuned for more Esoteric Audio Babble
Euer
JDawg

1 Kommentar:

Chrissy hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.